GHS: Im Jahr 2009 haben Sie im Rahmen des Projekts eine Tagung in Düsseldorf durchgeführt. Mit welchen Kolleginnen und Kollegen haben Sie in Deutschland und international besonders intensiv zusammengearbeitet?
Prof. Krumeich: Die Tagung galt teilweise als Provokation der etablierten Forschung in Deutschland. Und einige hervorragende deutsche „Weimar-Historiker“ haben zunächst eher gespottet. Aber es gab auch viel Zuspruch vor allem aus der mittleren Generation. Ian Kershaw hat dann sogar eine Einführung geschrieben, Ulrich Herbert hat die Fragestellung sehr konzise ausgeführt, und der Schlussbeitrag des Bandes stammt von Volker Berghahn.
GHS: Haben die zahlreichen Publikationen und die Diskussion in der deutschen und internationalen Geschichtswissenschaft anlässlich der 100jährigen Wiederkehr des Kriegsbeginns 2014 zu neuen Bewertungen und Thesen geführt?
Prof. Krumeich: Ja, man ist heute insgesamt sehr viel weiter gekommen in der Betrachtung der Auswirkungen des Krieges auf die Nachkriegs-Gesellschaften. Es gibt nicht mehr die damals noch so stark spürbare Trennung zwischen Weltkrieg I-Forschung und Historiographie der Zwischenkriegszeit. Die besten Belege hierfür sind die neuen großen Gesamtdarstellungen, etwa Jörn Leonhards „Büchse der Pandora“, Ulrich Herberts „Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert“, Ian Kershaws „Höllensturz“ und James Sheehans „Kontinent der Gewalt“.
GHS: Wie kam es zur Förderung des Projekts durch die Gerda Henkel-Stiftung, und wie haben Sie die Zusammenarbeit empfunden?
Prof. Krumeich: Ich hatte zuvor schon mehrere Projekte mit der Gerda Henkel Stiftung erfolgreich durchgeführt. Dieses Projekt stieß ebenfalls auf großes Interesse, wofür ich heute noch dankbar bin. Die Gerda Henkel Stiftung hat alles getan, was ihr möglich war, um das Projekt auszugestalten. Ich war durchgehend im Austausch mit dem Vorstand. Auch die Publikation der Tagung sowie die aus dem Projekt hervorgegangenen Dissertationen sind ja ganz ausschließlich von der Gerda Henkel Stiftung gefördert worden.
Ich freue mich täglich über mein „Emeritus“-Dasein und den Wegfall der doch häufig zermürbenden universitären Verpflichtungen. Wenn ich eines bedauere, dann ist es die Tatsache, dass ich nunmehr Ideen nicht mehr direkt an junge Menschen weitergeben und die Gerda Henkel Stiftung um die Förderung der daraus entstehenden Arbeiten bitten kann. Das hat immer viel Freude gemacht und ich bleibe der Stiftung in großer Dankbarkeit verbunden!