Sie haben gekämpft, getötet, sind gestorben und waren dabei nur ganz normale Männer, so die These des Historikers Prof. Dr. Sönke Neitzel und des Sozialpsychologen Prof„Sie haben gekämpft, getötet, sind gestorben und waren dabei nur ganz normale Männer.“. Dr. Harald Welzer in dem aufsehenerregenden Band „Soldaten“, der 2011 erschien und sehr bald schon nachgedruckt werden musste. Zugrunde liegt dem Buch ein mehrjähriges, interdisziplinäres Forschungsprojekt, das die Gerda Henkel Stiftung von 2007 bis 2011 gefördert hat. Das Forschungsteam hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mehr als 150.000 Abhörprotokolle über Gespräche gefangener deutscher Wehrmachtssoldaten des Zweiten Weltkriegs systematisch zu erfassen und inhaltlich auszuwerten. Die Dokumente umfassen dabei relativ belanglose Geschichten über den Soldatenalltag zwischen Essenfassen und Stube reinigen, aber auch für den Leser erschreckende und oft schwer erträgliche Erzählungen über eigenhändig durchgeführte Misshandlungen, Vergewaltigungen und Morde. Diese in aller Offenheit berichteten Ereignisse sind es, die für das Projekt von besonderem Interesse waren: Was sagen sie über die Soldaten aus? Welche Motivationen lagen der Ausübung von Gewalt zugrunde? Wie werden Exzesse nachträglich erinnert und verarbeitet? Welche Narrative über das Soldatensein entstehen daraus? Sönke Neitzel und Harald Welzer kamen dabei zu zwei zentrale Aussagen: 1. Die These vom Weltanschauungskrieger erklärt das Verhalten nicht. 2. Die Soldaten kämpfen, töten und sterben, weil dies im Referenzrahmen des modernen Krieges normale Handlungen sind. Wie diese Theorie genau zu verstehen ist, das haben beide Forscher in einem Videolivechat von 2011 ausführlich erläutert.